Schneckosworld


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Schräge Fahrberichte

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Auf jeder Fazerwiesn, einem jährlichen Treffen von Forumsmitgliedern des Fazerforums, werden die Teilnehmer - je nach

fahrerischem Können - in Gruppen eingeteilt. Von Gemütlich bis Schnell findet Jeder seinen passenden Platz.

Hier beschreiben zwei Fazerfahrer ihre doch recht unterschiedlichen Sichtweisen ihrer Gruppenausfahrt.

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Koflair (Wien) schrieb folgendes:

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Einmal im Jahr trifft sich das Fazerforum. Heuer war
das im Bayrischen Wald, in Haibach. Die Leut sind ungefähr gleich unterschiedlich wie die Blumenpflücker. Vom Unternehmer bis zum Prolo alles vorhanden, wie man so schön sagt eine gsunde Mischung. Für jeden was dabei. Mädls gibts natürlich auch. Durchschnittsalter der Teilnehmer ist angeblich 42, wobei der älteste war 55, ... wuast. Auf jeden Fall langjährige Bekanntschaften, allein vom Treffen her daher interessant.
Die Gegend ist mehr oder weniger die Fortsetzung vom Waldviertel. Es ist auch dort nicht sehr dicht besiedelt, es geht auf und ab, und Kurven Kurven Kurven. Allerdings ein bissl langgezogenere Kurven als in Österreich. Dafür sind die Straßen besser. Die haben den rostigen Asphalt, der hat in der Mitte so Rostnebel und hät ungefähr gleich viel Grip wie der rote in Südtirol.

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Es werden die Teilnehmer in Gruppen eingeteilt und die fahren dann miternand eine vorgeplante Ausfahrt. Ich war in der schnellsten Gruppe, wie jedes Jahr. Allerdings hat die schnellste Gruppe ein bissl einen schlechten Ruf bekommen, und es haben sich nur 4 Leut angemeldet für die schnellste Gruppe. Mit den beiden Guides macht das dann 6 Leute, andere Gruppen hatten bis zu 11 Motorräder glaub ich ...
Der Anführer der Andi heisst fahrt eine BMW S1000RR mit Stangellenker. Der zweite Guide, der Fetzensammler, Robbie, fahrt eine BMW K1300R. Die 4 Teilnehmer 2x FZS1000, 2x FZ1. Einer davon war der Chemo!
Na gut ersten Tag Abfahrt. Nach 24 Sekunden zweiten Gang fast ausdrehen müssen. Kältegrip des PiPo ausführlich getestet. Die Teilnehmer waren gleich auf 100.

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Man muss dazusagen, dass der Bayrische Wald kein Geld hat wegen die Straßen. Die bauen überall derart gute Straßen, da bleibt für die Polizei nix mehr übrig. Wir haben 2 Polizeiautos gesehen in den 3 Tagen. Stationäre Radargeräte? Na Fehlanzeige, da baut man lieber noch ein paar Meter Trottoir.
Irgendwann am vormittag des ersten Tages wo dem Andi angfangen haben die Sicherungen durchzubrennen (Alte Männer brauchen starke Reize), es war da so ein Slalom mit Kurvenradien wie eine langgezogenere Autobahnabfahrt, hat er 170 gemacht und ich war an Position 2, schwächeln nicht erlaubt, und ich wollte weinen, weil 170 auf der Bundesstrassen fahr ich so gar nicht, und bei 45° Schräglage krieg ich dann noch dazu bisschen Hosengaxi.

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Es ist dann allerdings in dem Ton weitergangen. Im Ortsgebiet wenn die Gehsteige hochgeklappt waren und alle Menschen nicht da waren, warens halt schon mal 90 km/h. Der 70er war ein 139er, und 80er wurden quergelegt zum Unendlich-Zeichen. Was mich irritiert hat waren dann jeweils ab Kurvenscheitelpunkt diese schwarzen Linien von seinem Hinterrad weg. Es ist dann der andere Guide auch vorn gefahren, an Position 2 und ich auf Position 3. Es waren dann jeweils 2 schwarze Linien. Kurve, 120 km/h, Scheitelpunkt, schwarze Linie, auf der Geraden warens dann 170 km/h oder so. Aus jeder Kurve wurde rausgefeuert. Aber nicht Sechste. Sondern Dritte oder Vierte. Aus engen Kurven natürlich auch amal die Zweite.Kurze Pause gemacht. Chemo, der hinter mir gfahrn ist, hab ich ihn gfragt: "Mach ich auch hin und wieder schwarzen Strich? "Er: "Hin und wieder?? Bei JEDER Kurven!" Ich: "Dann siehst du immer drei Striche?"
Er: "Immer".

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Der Chemo hat dann vorsichtig den zweiten Guide gfragt - "jo kloa machst du schwoaze Schdriich!!" hat er ihm bestätigt. Macht dann bei Passage unserer Gruppe jeweils einen Blumenstrauss von 6 schwarzen Strichen ausgangs der "Kurven".
Für normale PKWs handelt es sich ja um Biegungen der Bundesstraße. Für normale Motorradfahrer handelt es sich um weitläufigere Richtungsänderungen mit Notwendigkeit von maximal 18° Schräglage.
Für unsere Gruppen waren es dann halt 45° Aktionen mit eingangs 170-180, und Ausgangs. Ausgangsgeschwindigkeit!
Wir haben auf der Geraden nicht mehr weiter aufgezogen nachdem wir die Schräglage durch Beschleunigung beendet haben. Daher kann man auch ziemlich genau sagen, bis wie weit man aussebeschleunigt hatte.

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Mein Tacho loggt das ja mit. Einmal, wie wir die Alpenstraße durch ein Schigebiet entlangglüht sind, war kein Gang mehr übrig. 6. Gang 8.880 U/min, 212 km/h, Schwarzer Strich wohlgemerkt. Manche von euch werden jetzt sagen phhh. Das machma jedes Wochenend am Zellerrain auffi. Aber ich möcht festhalten, dass ich das jetzt auch amal gmacht hab. Am Schluss dann schon ganz ohne Hosengaxi. Und ja, ich gebs zu, das war gefährlich, und was nicht hätt passiern können, und Nein, ich machs eh nicht wieder. Aber echt, bei 150 mit der Vierten in harter Schräglag am Scheitelpunkt aufziehen und einen schwarzen Strich 230m lang einemalen in die Straßn, das hat schon was. Zruckgfahrn simma heute durchs Waldviertel mit maximum 145 wie sichs ghört, meistens aber unter 130. Das hab ich also zum Glück noch nicht verlernt, und ja, es hat mir sogar Spaß gemacht. Aber von diesen Fazerwiesn Ausfahrten 2012, da werd ich hoffentlich noch a Zeiterl davon zehrn.



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MTL (Martin Theodor Ludwig) schrieb das hier (Text in gekürzter Form):

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Zu meinem neuesten (und seitdem mit Abstand meistgenutzten) Motorrad gibt es ein Webforum, in dem sich ein großes jährliches Treffen etabliert hat, dieses Mal im Bayerischen Wald bei Straubing (3 Nächte und 2 volle Fahrtage. Die Abfahrt am Donnerstag klappt erst etwas verspätet. Das Jagsttal fällt der fortgeschrittenen Zeit zum Opfer, und nach einem Unterwegshalt in Nürnberg ist gegen 21 Uhr das Treffen erreicht. Das Büffet ist zwar schon weitgehend abgeräumt, aber trotzdem noch eine ordentliche Portion Schweinebraten zu haben. Überraschenderweise bekomme ich einen Platz im Haupthaus (was laut Ausschreibung den frühen Anmeldungen vorbehalten gewesen wäre) und habe das Zimmer sogar für mich allein, denn mein eigentlich gebuchter (mir bis auf den Forumsnamen unbekannter) Zimmerpartner ist nicht da. Ob er sich ausdrücklich um-/abgemeldet hat (oder womöglich seine Anfahrt einen unerwünschten Verlauf genommen hat), bekomme ich bis zum letzten Abend auch durch mehrfaches Nachfragen nicht heraus.


Am Freitag starten nacheinander 6 Gruppen auf die gleiche Strecke. Das ist immer spannend, wie sich solche Gruppen (die sich wohl teilweise schon kennen, teilweise und insbesondere mich bzw. ich sie aber auch nicht) bezüglich Fahrstil usw. zusammenfinden. In anderen Gruppen finde ich mich oft eher am langsameren Ende wieder, aber es kam auch schon vor, daß ich (fast) allen um die Ohren gefahren wäre. Gleich zu Anfang gibt's allerdings ein deutliches Negativ-Erlebnis: nach einem falsch verlassenen Kreisverkehr ("den hatte mein Navi nicht drin" wird der Leithammel später sagen) ist eine Kehrtwende fällig. Eigentlich wäre das keiner Erwähnung wert. Aber bis wir wieder auf der geplanten Route sind, ist gerade schon die nächste (langsamere) Gruppe vorbei und muß wieder aufgeschnupft werden. Auf der verwinkelten Strecke in voller Fahrt ist das eine geringfügig haarige Angelegenheit. Schließlich ist es
geschafft - und wenige Minuten später beginnt das Ganze nach einem weiteren Abbiegefehler von vorn.


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Jetzt ist es noch verwinkelter als beim ersten Mal, so daß ich lieber hinter der anderen Gruppe bleibe. Die Erwartung, die Leithammel mögen sich darauf verständigen, die langsamere Gruppe anzuhalten und die schnellere vorbeisortieren zu lassen, erfüllt sich gewisse Zeit später. Eigentlich hätte ich dort von mir aus deutlich protestieren müssen, daß ich diesen Stil nicht weiterfahren mag - aber

zu mehr als einer vorsichtig-fragenden Anmerkung raffe ich mich nicht auf. Statt dessen komplimentiert der Leithammel mich aus der Gruppe hinaus, weil ich "etwas" (gemäß wortreicher Erläuterung ohne "[tm]" zu verstehen) zu langsam sei. Da bleibt nur die"Krabbelgruppe" (der Aus- druck ist ein Zitat eines anderen Teilnehmers) mit den ganz Langsamen, die mir eigentlich deutlich zu langsam ist, aber sonst gibt's in dem Moment keine weitere Alternative.

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Um das Kapitel nicht nur destruktiv wirken zu lassen, sei noch mein kurz aufblitzender Gedanke erwähnt, daß ich dem Leithammel mein Zumo an den Lenker nagle: da sieht man auch schon die übernächste Abzweigung bzw. den geplanten Streckenverlauf, wenn man etwas Routine damit hat (hatte ich auch nicht von Anfang an). Das würde aber erstens daran scheitern, daß ich die Route des Tages nicht drauf habe (mein Mapsource hatte sich geweigert, die Webseite-Daten als gültige GDB-Datei zu akzeptieren) und zweitens daran, daß ich das Netzteil nicht eingepackt habe, das man zum Akku-Nachladen in der Mittagspause brauchen würde.
Bei den abendlichen Gesprächen wird erstaunlicherweise (auch) Sibirien bzw. Touren dort(hin) ein Thema, und das nicht nur einmal. Also bei Tesch, Touratech oder Gieboldehausen würde man das ja nicht anders erwarten, aber hier bei den Straßenräubern ist es doch ziemlich überraschend.



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In der zweiten Nacht (Freitag/Samstag) bekomme ich einen Mitschläfer, der sich als geringfügiger Schnarcher auf der Flucht vor einem starken Schnarcher bezeichnet. Schlechterdings ist für mein Empfinden das "geringfügig" eine geringfügige Untertreibung. So interessant es war, sich mit ihm über Tynda-Touren und anderes zu unterhalten, so wenig komme ich mit seinem konkret praktizierten Schnarchniveau klar. Am Samstag lehne ich die Einladung in eine wieder schnellere Gruppe dankend ab: in der Krabbelgruppe fühle ich mich wenigstens hinreichend sicher vor weiteren Gruppenkampfüberholaktionen (zu einer passiven solchen kommt es im Lauf des Tages trotzdem, immerhin auf weitgehend gerader und übersichtlicher Strecke). Zudem scheint das Tempo ein Stück schneller als am Vortag (wenn nicht in der Realität, dann doch zumindest in meiner unausgeschlafenen Wahrnehmung).


Beim Leithammel bestehe ich darauf, erst mit hinreichender Verzögerung auf die Vorausfahrer zu starten (damit die sich wieder verfahren können, ohne daß wir in der Zwischenzeit vorbeifahren und uns danach aufrollen lassen müssen). Kurz vor der Mittagspause lege ich einen (zuvor mehrfach angekündigten) Sonderhalt ein - und muß mich erstmal der Pennerei bezichtigen, daß ich in dem Schnapsladen an der tschechischen Grenze nicht wenigstens einen Piccolo mitgenommen habe, um das seltene hochfeierliche Ereignis zu begießen (freilich scheint das kaum mehr als 2 Leute zu interessieren, und davon einen auch nur im Sinn von "wann geht's denn weiter"): meine Fazer hat ihren hunderttausendsten Kilometer erreicht! Aufziehendes Regenwetter verleitet zum Auslassen des letzten Drittels der geplanten Route und statt dessen direkter Rückfahrt zum Quartier. Nach anfänglicher Trockenheit geht zwischendurch ein Gewitterschauer nieder, daß der Weltuntergang nahe scheint. Was lediglich noch fehlen würde, sind die mollerrussischen Tennisbälle.


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Interessant ist eine K1600GT, von der ein Vorausfahrender feststellte, daß sich die beiden Lichtkränze im Scheinwerfer drehen würden. "Das ist lediglich eine optische Täuschung, weil Deine Rückspiegel vibrieren". Komischerweise stelle ich ebenfalls so eine Drehbewegung fest, als ich diese BMW mal direkt hinter mir habe, ohne daß mir meine Rückspiegel jemals als vibrationsbehaftet aufgefallen wären ;-)

Am Samstagabend ergeht die Warnung, man solle die Moppeds wegstellen, wenn man keine Lust auf tieffliegende Gummifetzen habe. Nach dem Burnout und dem Gruppenfoto folgen einige Pokalverleihungen (so einen enduresken Lenker wie ich hat sonst keiner, aber den Schönheizwettbewerb gewinnen trotzdem andere ;-) und die Verlosung diverser Werkzeugpäckchen.

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Die Nacht von Samstag auf Sonntag bringt mich irgendwann auf die Idee, wenn es wg. Sägewerksbetrieb mit Schlafen eh nicht viel wird, kann ich die Zeit doch auch produktiv nutzen. Mit dem Netbook setze ich mich in den Aufenthaltsraum, um einen Stapel von Nur-HTML-Mails auf leserlich umzuformatieren. Gegen 28 Uhr sind draußen nochmal Burnout-Geräusche zu hören. Kurz danach steckt sich ein Kopf durch den Türspalt und murmelt etwas Unverständliches, was ich als "wer schläft denn hier" verstehe. Ey, warum eigentlich nicht: da ist doch eine Couch, und außerdem (zur Lichtabdichtung) Rolläden und sogar ein eigenes Bad. Also Bettzeug aus dem Zimmer holen, um immerhin vier Stunden geregelten Schlaf zu finden.

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